kürzer arbeiten für weniger Geld?

Viele Menschen klagen über Arbeitsüberlastung, Stress überstunden. Ich auch.
Andererseits: weniger arbeiten für weniger Geld ist auch für die meisten nicht attaktiv.
Warum eigentlich?

Weniger arbeiten für weniger Geld heisst auch: mehr Zeit für "immaterielles". Für Beziehungen und Musse, für Eigenarbeit und Gemeinschaftsarbeit. Für unsere Kinder, Eltern und Freunde. Und für die Gemeinschaft.

Zeit ist letztlich die einzige Ressource, die wirklich und spürbar knapp ist. Wir können sie verschwenden - aber nicht vermehren.

Und: weniger Erwerbsarbeit heisst weniger Einkommen und schliesslich auch weniger materieller Konsum. Also: weniger Naturverbrauch. Und deutlich weniger Naturverbrauch ist nötig, wenn wir unseren Kindern eine Welt übergeben wollen, die auch für ihre Kinder noch lebenswert ist. Siehe: www.einefueralle.at !

Arbeit ist für die meisten eine Voraussetzung für einen materiellen Konsum, der über das Existenzminimum, das die Sozialhilfe bietet, hinaus geht.

Arbeiten, um zu konsumieren. Genauer: nur soviel arbeiten, wie man Einkommen für einen angemessenen Konsum braucht. Nicht: konsumieren, um Arbeitsplätze zu schaffen, wie es uns manche Wirtschaftspolitker immer wieder einreden wollen.

Ich möchte noch einmal auf das Zitat aus Nick Hornby's "How to be good" verweisen, das hier - finde ich - wunderbar passt: http://fritzhinterberger.twoday.net/stories/2613476/
Fred L. - 14. Sep, 21:00

Theorie und Praxis

Manchmal glaube ich, dass Nachhaltigkeitsforscher in ihrer Widersprüchlichkeit im Hinblick auf das Thema Arbeitszeit nur noch von Gewerkschaftsfunktionärinnen übertroffen werden. Schreibt jemand, der seit 6 Uhr an einem Aufsatz schreibt, der auch von Nachhaltigkeit handelt... Keep on rockin'

FritzHinterberger - 14. Sep, 21:14

ich schrieb...

... von BEZAHLTER Arbeit. Nicht von gesellschaftlichem Engagement (=Gemeinschaftsarbeit). Und Eigenarbeit (wenn man an seiner eigenen Berühmtheit strickt). Und Versorgungsarbeit, die noch zwischendurch erledigt wird. NACH der Frühsschicht um 7 Uhr früh die Kinder starklar machen und vor der Spätschicht, die ungefähr jetzt beginnt, wenn die Kids (hoffentlich) im Bett sind.

Aber es ist schon wahr, und vermutlich noch nicht genügend untersucht: auch wenn man seine Berufung lebt, ist man vom Burn out nicht gefeit.

Erst recht, wenn "der Markt" die Arbeit für die Nachhaltigkeit so schlecht bezahlt, dass 30 Std nicht reichen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Insofern sehe ich keinen Widerspruch sondern den Versuch, Tatsachen aufzudecken - wenn auch unbequeme. Und Tatsachen sind meistens komplex, ambivalent und schwer zu durchschauen.
abono - 15. Sep, 07:50

Der Grund: Angst vor der Zukunft

Du fragst, warum weniger Arbeiten für weniger Geld für viele nicht attraktiv ist. Für mich persönlich kann ich nur sagen: Eigentlich ist das für mich schon attraktiv, aber nur solange ich im hier und jetzt denke. Sobald ich an die ungewisse Zukunft denke, will ich SPAREN. Die letzten 10 bis 15 Stunden Erwerbsarbeit jede Woche sind zum Aufbau von Sicherheit vorgesehen. Und vielleicht um "später" mal weniger arbeiten zu können (wenn man eh nicht mehr arbeiten kann, weil man ausgebrannt ist).

Womit wir wieder beim Grundeinkommen wären. Her damit und ich bestehe nicht mehr auf einen ganz so dicken Sparstrumpf!

FritzHinterberger - 15. Sep, 08:03

Ist ist das nicht paradox?

arbeiten bis zum ausbrennen, damit man Geld hat, wenn man ausgebrannt ist?

Sind nicht gerade dann Beziehungen wichtiger als Geld?

Und: ist das nicht eine trügerische Sicherheit?
Denn erstens wird man auch in Zukunft Glück nicht kaufen können.
Zweitens: trauen wir den internationalen Finanzmärkten zu, dass sie das Geld dann auch noch für uns bereit haben?
abono - 15. Sep, 11:15

Ja, das ist pardox!

Und ich habe es auch durchschaut. Bringt mir aber nix... Höchstens, dass ich nach einer Vollzeiterwerbsarbeit suche, die mich nicht ausbrennen lässt.

Ich versuche auch im Moment nicht, mir Glück zu kaufen. Ich versuche mir durch Erwerbsarbeit die Rahmenbedingungen schaffen, um Glück auf anderem Wege zu erreichen. Auch eine komische Logik, ich weiß. Aber so erkläre ich mir mein Verhalten.

Das mit den Finanzmärkten: Guter Punkt, nie drüber nachgedacht. Wo muss ich meine ganze Knete hinbringen, damit sie sicher ist?!
MarkHammer - 15. Sep, 12:35

Spannende Diskussionen

Die Zwickmühle der Nachhaltigkeitsforscher, für gute Dinge einzutreten und sie im eigenen Leben schlechter zu machen (Überstunden, aber auch Flugreisen) spür auch ich am eigenen Körper.

Dabei drängt sich mir die prinzipielle Frage auf: Kann man seine Berufung finden, ohne auszubrennen? Je spannender der Job, je höher die Anprüche, je ambitionierter das (auch gesellschaftliche) Ziel, umso größer die Gefahr, sich zu verausgaben und auch nach Ende der bezahlten Arbeitszeit nicht abschalten zu können. Aber die Alternative kann ja nicht in einem anspruchslosen Job liegen, wo man fünf vor fünf den Bleistift fallen lässt.

Mit ein Grund an der Misere ist sicher, dass Nachhaltigkeistforschung zu schlecht bezahlt wird. Und damit gesellschaftlich immer noch zu wenig anerkannt ist?

Trotz aller Liebe zu langfristigem Denken, könnte ich mich gerne darauf einlassen, mehr Zeit und weniger Erspartes zu haben. Geld macht Dinge bloß leichter, aber nicht glücklich. Und auf das Finanzsystem würd ich in der Tat nicht zu sehr bauen. Abgesehen davon, dass wir ja die negativen Folgen des Zinssystems und des globalen Finanzmarktes alle kennen. Damit lässt sich der Bogen in diesen Diskussionen von Arbeit und Zeit nochmal etwas weiter spannen: Wir arbeiten viel, um viel zu sparen und zu konsumieren. Und was bedeutet das alles über die internationale finanzielle und materielle Verflechtung für Menschen in armen Ländern?

Wenn ich selbst wenig konsumiere, mir keine großen Renditen auf meine Kapitalanlagen erwarte und möglichts viel mit einem Buch oder einer Gitarre in der Sonne auf einer Weise liege, könnte man sich davon glatt positive Effekte für Entwicklungsländer erwarten. Oder täuscht mich da was? Aber Sicherheitsdenken und gesellschaftliche Karrierezwänge (oder auch persönliche, wenn es die eigene wissenschaftliche "Berühmtheit" betrifft) ziehen da halt in die andere Richtung.

Und ich muss wieder zurück kommen zum Thema Einkommensverteilung und Grundsicherung. Wer 1000 Euro oder weniger im Monat für eine 40h Woche verdient, kann sich's nicht leisten wenig(er) zu arbeiten und der Muße zu frönen.

Und auch das Argument mit der Verteilung ließe sich international ausdehnen. Eine gerechtere Einkommensverteilung über die Länder hinweg könnte verhindern, dass andere für noch weniger Geld noch mehr arbeiten müssen, als hierzulande üblich.

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